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Faculty of Business, Economics and Informatics

Mit Martin Glinz im «uniTurm» (DE)

Hoch über den Dächern von Zürich mit Ausblick bis zu den Bergen, was verbindet Sie mit dem uniTurm?

Die Lage und die Ambiance. Der uniTurm ist für die Universität Zürich zentral und symbolisch, deshalb komme ich gerne hierher.

Sie sind in Zürich geboren, Sie fühlen sich mit der Stadt verbunden. Haben Sie sich darum für die UZH entschieden?

Es war ein glücklicher Zufall, dass ich die Berufung an die Universität Zürich erhielt. Für eine Berufung braucht es neben harter Arbeit und etwas Talent immer auch eine Menge Glück.

Ihr Vater war auch Professor, wurde Ihnen die akademische Laufbahn in die Wiege gelegt?

Das nicht, aber es war für mich schon früh klar, dass ich einen technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen will. Eine akademische Laufbahn ist schwer planbar. Ich sah dank meinem Vater die Möglichkeiten, die sich als Professor ergeben. Ich hatte andererseits auch immer ein grosses Interesse am Praktischen. Deshalb habe ich nach der Promotion eine Stelle in der Industrieforschung angenommen. Hätte es mit der akademischen Laufbahn nicht geklappt, wäre ich in der Industrie geblieben.

Von welchem Beruf waren Sie als kleiner Junge begeistert?

Pilot hat mich fasziniert, Lokomotivführer wollte ich auch mal werden. Ich habe heute noch eine Modelleisenbahn, die jedoch seit über zwanzig Jahren ruht. Mit 15 wusste ich, dass mein Studium und Beruf sich auf Computer fokussieren sollten. Das Fach Informatik gab es damals noch nicht.

Sie sind Schweizer. Was kann die Schweiz noch besser machen?

Die Schweiz hat immer davon profitiert, dass sie offen war für neue Ideen und Personen, die von aussen gekommen sind. Das hat die Transformation von einem armen Agrarland zu einem wohlhabenden Industrie- und Dienstleistungsland bewirkt. Die Vorstellung, wir müssten uns gegen aussen abschotten, gefährdet diesen Erfolg. Die Insel der Seligen ist kein Erfolgsrezept für die Schweiz.

Was liegt Ihnen als Wissenschaftler am Herzen?

Dass die Wissenschaften offen und international bleiben. Und dass wir Nachwuchs fördern und diejenigen rekrutieren, die das Potenzial haben, besser zu werden als wir selbst.

Sie sind Forscher und gleichzeitig Institutsleiter, was ist hierbei die grösste Herausforderung?

Beides zeitlich unter einen Hut zu bekommen. Einerseits geht es um das Steuern des Instituts in derzeit bewegtem Fahrwasser. Wir müssen talentierten Nachwuchs finden und ein Umfeld schaffen, damit gute Leute bleiben. Als Leiter meiner Forschungsgruppe schaue ich, dass meine Leute optimal forschen und sich qualifizieren können – und dass ich sie dabei anleiten und unterstützen kann. Meine eigene Forschungsleistung entsteht weitgehend in der Interaktion mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs.

MINT* Fächer stehen im Fokus; wie können wir junge Leute dafür begeistern?

Leider haben viele Leute ein falsches Berufsbild. Informatik ist cool. Wir interagieren mit Menschen, finden Lösungen für herausfordernde Probleme, gestalten und bauen Systeme. Informatik ermöglicht Dinge, die vorher nicht möglich waren. Wir sollten das Berufsbild klarer und besser vermitteln; hierbei spielen auch die Medien eine wichtige Rolle.

Für Hobbies bleibt nicht viel Zeit übrig; was zählt zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen?

Ich fotografiere gerne. Und wenn ich irgendwann einmal mehr Zeit habe - wohl eher nach meiner Pensionierung – dann freue ich mich darauf, wieder vermehrt das zu lesen, was ich möchte und weniger das, was ich muss.

Womit kann man Sie überraschen?

Oh. (Überlegt ein paar Sekunden). Mit einem feinen Dessert, etwa im Restaurant Terrasse am Bellevue, wo wir uns ursprünglich treffen wollten. Dort gibt es das „Gran Finale“, ein phantastisches grosses Dessert. Oder mit etwas Unverhofftem. Ein Tag entwickelt sich anders als erwartet, die Sonne kommt, und wir entschliessen uns spontan für einen Ausflug in die Berge. Den Moment, sich für Ungeplantes zu entscheiden und aus dem Alltag auszubrechen, den mag ich.

Authorin: Aileen Zumstein

Weiterführende Informationen

Martin Glinz

Martin Glinz

Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in Oberrohrdorf im Kanton Aargau. Martin Glinz hat in Aachen in Deutschland studiert und promoviert. Der Schweizer ist seit 1993 Professor an der Universität Zürich und seit 2007 Leiter des Instituts für Informatik. Davor war er in der Industrie bei der ABB tätig und dozierte an der ETH Zürich und an der Universität Basel.

Oec 4

Oec. Magazin

Auszug aus dem Oec. Magazin, Ausgabe 4, Dezember 2015.