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In die Kronenhalle gehe ich schon seit Jahren, es ist ein «Wohlfühlort». Und einfach praktisch: Mit dem Tram ist man schnell hier und wieder zurück an der Universität.
Professor zu werden, kann man nicht planen. Man kann durch Engagement Voraussetzungen schaffen, das ja. Wie so oft im Leben hat aber schlicht das eine das andere ergeben. Es gibt ein gutes Buch von Arthur Koestler: «Die Wurzeln des Zufalls». Ich glaube, es gibt diese Zufälle im Leben, und es bleibt dann einfach die Frage, was man daraus macht.
Das spannende an einer Professur ist, dass es neben Forschung und Lehre eine Tätigkeit mit vielen Möglichkeiten ist. Man kann sich an der Uni engagieren, zum Beispiel als Dekan oder in einer Kommission, man kann sich aber auch ausserhalb in Organisationen und Unternehmen engagieren. Ich bin der Typ Mensch, der immer Optionen haben will – Vielfalt macht das Leben aus.
Die Lehre ist in der Tat wichtig, sie darf neben der Forschung nicht an Bedeutung verlieren. Bildung ist das höchste Kapital – man kann vieles verlieren im Leben, aber nicht die Bildung. Wir vermitteln zum einen Fachwissen, zum anderen haben wir aber in meinen Augen auch die didaktische Aufgabe, ein Bewusstsein für Zusammenhänge zu schaffen. Meine Botschaft an junge Menschen lautet deshalb: Tun Sie das, was Sie tun, engagiert. Und bleiben Sie offen für die Vielfalt dieser Welt.
Es ist spannend, über die Jahre zu beobachten, wie gewisse Themenschübe auftreten und wie schnell Entwicklungen vonstattengehen. Beziehungsmarketing beispielsweise ist lange vor den sozialen Netzwerken ein «heisses» Thema geworden. Heute sind Daten ein grosses Thema, alles muss quantitativ unterlegt sein. Das eröffnet neue Möglichkeiten. Allerdings bin ich der Meinung, dass man nicht alles rechnen kann. Am Ende sind Unternehmen, User und Kunden Menschen mit Ideen und Vorstellungen. Dass die Datenmengen, die heute erhoben werden, immer zu sinnvolleren Entscheidungen führen, bezweifle ich. Zudem hat der Forschungswettbewerb zugenommen, teilweise besteht eine regelrechte Publikationsneurose. Als Forscher muss man immer wieder fragen, wieso man etwas macht: Geht es darum, möglichst viel zu publizieren oder ein echtes Problem zu lösen? Die Einstellung dazu verändert sich möglicherweise mit dem Älterwerden – man wird offener, nicht mehr so verbissen. Verbissenheit führt zu Scheuklappen.
Interessant ist, dass die Grundfragen dieselben geblieben sind. Wir wollen beispielsweise wissen, was erfolgreiche Werbung ausmacht und wie Menschen auf Preise reagieren. Die AIDA-Formel (sie steht für Attention, Interest, Desire, Action; Anm. d. Red.) gibt es seit Jahrzehnten. Auf der anderen Seite gibt es Veränderungen wie das Internet, das Markttransparenz schafft und Verhaltensmuster aufzeigen kann. Marketing beschäftigt sich seit jeher mit Menschen und Märkten. Viele Grundthemen bleiben, heute hat man zum Teil andere Möglichkeiten, sie anzugehen und zu erfassen.
Ich mag klassische Musik, war im Sommer zum Beispiel am Lucerne Festival, und ab und zu bin ich in der Tonhalle in Zürich. Man trifft mich beim Oldtimerfahren im Emmental. Ich bin auch gerne in Kunsthäusern, zum Beispiel im Aargauer Kunsthaus. Mir gefällt vor allem zeitgenössische Kunst.
Es gibt nicht diese eine Person. Was mich fasziniert, sind Menschen, die mit einem riesengrossen Engagement und enormem Willen ein Ziel verfolgen, das das Umfeld nicht a priori als Ziel ansieht. Das bewundere ich.
Authorin: Priska Feichter