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Faculty of Business, Economics and Informatics

Mit Dieter Pfaff in der Giesserei (DE)

Wo wir heute essen, wurden noch bis 1996 Metallteile von der Firma Nyffenegger gegossen. Kommen Sie gerne in die Giesserei in Oerlikon?

Ich finde den Ort faszinierend, weil er Altes und Neues miteinander verbindet. Man sieht, dass Dinge vergänglich sind, dass aber aus dem Zerfallenen auch immer wieder etwas Neues entsteht.

Gibt es in Ihrem Leben auch andere Bereiche, in denen Gegensätze aufeinandertreffen?

Gegensätze weniger, aber im Leben geht es immer um Ansprüche, die man an sich selbst hat, und ob man sie erfüllen kann. Die Giesserei ist ein gutes Sinnbild: Man hätte hier auch alles totalsanieren können, aber stattdessen wurde mit wenigen Mitteln Atmosphäre geschaffen. Man sollte nicht immer nach dem Perfekten streben. Daraus resultiert ein grosser Teil der Lebenszufriedenheit.

Accounting und Controlling haben ein eher trockenes Image – was finden Sie spannend an diesem Fachgebiet?

Wenn ich Produkte oder Dienstleistungen nutze, frage ich mich häufig, was das Geschäftsmodell dahinter ist und ob sich das rechnet. Ich finde das sehr spannend. In Unternehmen kommt hinzu, dass es einfach die Sprache ist, die Sie beherrschen müssen. Egal, wo Sie als Führungskraft arbeiten, ob in der Logistik, im Personalwesen oder im Marketing, Sie müssen mit Zahlen umgehen und sie interpretieren können.

Was braucht es, um ein guter Controller zu sein?

Wie bei anderen Berufsbildern auch sollte man sowohl die Leidenschaft für das Fach als auch für das Geschäftsmodell des Unternehmens mitbringen. Wenn ich gutes Controlling machen will, muss ich die Branche verstehen. Zahlen sind nur Mittel zum Zweck, sie sind relativ unwichtig. Sie dienen dazu, zu schauen, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Es gibt Unternehmen, die Kennzahlen zu stark in den Vordergrund stellen; richtigerweise stehen aber Ziele und Massnahmen an erster Stelle.

Was waren aus Ihrer Sicht über die letzten 20 Jahre Meilensteine oder wichtige Veränderungen in Ihrem Fach?

Rechnungswesen ist insofern zeitlos, als dass die grundlegenden Fragen immer dieselben bleiben: Was verdiene ich, was kostet mein Produkt, wie plane und steuere ich? Aber was sich geändert hat, ist die Art und Weise, wie wir das Management bei seinen Entscheidungen unterstützen können. Geschäftsleitungen werden in Echtzeit Kennzahlen für alle Geschäftsbereiche abrufen können. Vereinfacht ausgedrückt, entwickelt sich das Controlling stetig vom Informationsbereitsteller hin zum Business Partner. Sie machen ja auch eine der grossen Pflichtvorlesungen mit teilweise über 500 Studierenden.

Wie vermittelt man in einer so grossen Vorlesung die Freude am Fach?

Das ist in der Tat eine Herausforderung. Ich versuche, nicht nur die Technik zu vermitteln, sondern mit einer Vielzahl von Beispielen den Bezug zur Praxis herzustellen.

Gibt es einen Moment oder ein Projekt in Ihrer Tätigkeit als Professor, an den oder das Sie sich besonders gerne erinnern?

Viele! Es ist aber nicht das grosse Highlight, das die Zufriedenheit ausmacht, es sind eher die vielen kleinen Dinge, die man auf den Weg bringt. Vor drei Jahren haben wir zum Beispiel mit dem grössten Schweizer Verband in Rechnungslegung und Controlling, veb.ch, den Praxiskommentar zum neuen Rechnungslegungsrecht herausgebracht, mit fast tausend Seiten. Ende Jahr soll die zweite Auflage fertig sein. Besonders Spass macht es, wenn man im Team zusammenarbeiten, sich gegenseitig in der Arbeit befruchten kann.

Sie sind nach Ihrem Studium in Frankfurt nach Zürich gezogen. Was gefällt Ihnen hier?

Zürich ist weltoffen, ein toller Universitätsstandort mit hervorragenden Arbeitsbedingungen und bietet alles, kulturell und kulinarisch. Ich gehe gerne an Konzerte in die Tonhalle, in die Oper und ins Schauspielhaus. Dann ist da die Lage am See, mit den Bergen in der Nähe – was will man mehr! Haben Sie einen Traum, den Sie sich noch erfüllen möchten? Ein einstelliges Handicap – aber das ist weit entfernt. Oder der Nobelpreis für Accounting – aber den gibt es ja leider noch nicht (schmunzelt).

Authorin: Priska Feichter

Weiterführende Informationen

Dieter Pfaff

Dieter Pfaff

Dieter Pfaff ist seit 1994 ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Accounting der Universität Zürich. Von 2011 bis 2015 war er zudem Direktor des Instituts für Betriebswirtschaftslehre. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Fragen der Rechnungslegung, des Controllings sowie des internen Kontrollsystems. Neben anderen Engagements ist er auch Mitherausgeber der Zeitschrift «Die Unternehmung» (Swiss Journal of Business Research and Practice). Pfaff ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Töchtern.

Oec 7

Oec. Magazin

Auszug aus dem Oec. Magazin, Ausgabe 7, Juni 2017.