Navigation auf uzh.ch
In der siebten Folge von «Studi meets…» spricht Masterstudentin Nadia Dang mit Alumna Lea Eberle über die Digitalisierung, den Einsatz von Artificial Intelligence im Arbeits- und Universitätsalltag und die Schwierigkeiten, die damit einhergehen.
Nadia: Die Digitalisierung ist omnipräsent und sehr spannend, denn sie verändert Wirtschaft und Gesellschaft fundamental. Wo siehst du Chancen oder auch Risiken?
Lea: Artificial Intelligence (AI) hat natürlich einen enormen Einfluss. Viele Jobs sind jetzt schon davon betroffen. Man kommt nicht darum herum, aber jetzt haben wir noch die Chance, es in einem spielerischen Rahmen auszuprobieren. Wenn man diese Möglichkeit nicht nutzt, wird man irgendwann abgehängt. Wie vor 30 Jahren mit PCs und E-Mails. Wenn man es damals nicht schon genutzt hat, ist es schwer, dies heutzutage noch zu erlernen. Wo ich allerdings Risiken sehe, ist beim Thema Bias und den daraus resultierenden stereotypischen Bildern und Vorurteilen, die sich von der Realität auf die AI übertragen.
Nadia: Ich frage mich auch, was dies für die Entwicklung heutiger Primarschüler:innen bedeutet, die schon jetzt in Kontakt mit der Digitalisierung und AI-Tools wie ChatGPT kommen. Wie wird ihr Lernvermögen dadurch beeinflusst? Wir haben noch gelernt, selber einen Text zu schreiben, nachzudenken, zu hinterfragen und diese Tools ergänzen unser Grundwissen. Die jüngere Generation kennt dies vielleicht gar nicht mehr so und wird sich dadurch auch anders entwickeln.
Lea: Wie präsent sind AI-Tools momentan an der Universität Zürich?
Nadia: Viele Studierende nutzen ChatGPT. Vor allem zur Ideensammlung oder um sich Themen kurz zusammenfassen und erklären zu lassen. Die UZH hält ein Auge darauf, dass dies in einem vertretbaren Rahmen geschieht. Wie ist es bei Ringier?
Lea: Bei uns ist AI ein Riesenthema, da es die Medienindustrie wahnsinnig schnell verändert. Ringier gehörte zu den ersten Medienunternehmen, die Richtlinien für den Einsatz und die Grenzen von AI-Tools aufstellten. Seit ChatGPT auf dem Markt ist, hat sich das Arbeiten stark verändert. Besonders wichtig ist für uns das Bewusstsein für mögliche Bias-Effekte, die bei der Generierung von Bildern und Texten auftreten können. Beispielsweise fallen bei AI-generierten Bildern häufig stereotype Darstellungen auf, bei denen Frauen als Assistentinnen und Männer als CEOs erscheinen. Gibt es andere aktuelle Entwicklungen, die dich interessieren?
Nadia: Es ist zwar bereits etwas länger her, aber ich frage mich, wie sich die Situation der Credit Suisse langfristig entwickeln wird. Die Schweiz war bisher immer für die Stabilität ihrer Banken bekannt und die neue Megabank könnte durch aus eine Herausforderung werden.
Lea: Ich denke in den nächsten Monaten wird sich diese Entwicklung klarer abzeichnen. Neben dem Finanzplatz und dem Schweizer Franken wird es auch die gesamte Schweizer Wirtschaft betreffen.
Nadia: Die Folgen werden weltweit spürbar sein. Ich bin erstaunt, dass man in den Medien kaum mehr etwas davon hört.
Lea: Im März war es hoch aktuell, aber mittlerweile wurde es von anderen weltpolitischen Themen aus der Medienagenda verdrängt. Und sobald es nicht mehr in den Medien und Zeitungen ist, vergisst man zum Teil, dass es parallel immer noch weiterläuft.
Nadia: Ja, die Medien haben einen sehr grossen Einfluss darauf, wie Leute denken und womit sie sich derzeit auseinandersetzen. Welche aktuellen Entwicklungen beschäftigen dich gerade?
Lea: Aus der Businessperspektive sehe ich zwei interessante Herausforderungen. Einerseits die ganze Thematik mit der Digitalisierung und der AI. Und andererseits das Thema – was viele Unternehmen beschäftigt – Diversität und Inklusion. Wie geht man mit allen Regularien und den Ansprüchen der jüngeren Generationen an den Arbeitgeber, wie flexible Arbeitszeiten und Home Office, um? Dies wird uns in den nächsten Jahren viel beschäftigen. Corona war ein riesiger Digitalisierungs- und Flexibilitätsmotor und hat dies sehr vorangetrieben. Aber es wird sehr spannend sein, wie und in welche Richtung es sich weiterentwickeln wird.
Autorin: Jamie Brama
Bilder und Video: Esteban Castle