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In der zweiten Folge von «Studi meets…» sprechen zwei Informatik-Studierende über Online-Vorlesungen, Berufsaussichten und Geschlechterklischees. Ein Auszug aus dem Gespräch.
Dzmitry: Wie kamst du auf Wirtschaftsinformatik?
Damaris: Das erste Mal für Wirtschaft interessiert habe ich mich nach meiner Musikmatur. Nach meiner Ausbildung in einer Bank fand ich Wirtschaft alleine aber etwas langweilig. Ich stiess auf Informatik mit seinen vielen Fachrichtungen und war begeistert, denn man sitzt nicht nur vor dem Computer und hackt. Man sollte vielmehr sozial sein, weil es bereits im Studium viele Gruppenarbeiten gibt. Und du?
Dzmitry: Wirtschaftsinformatik war nicht mein erstes Studium. Ich habe zuerst Geographic Information Systems in Belarus studiert, wo ich erste Schnittstellen zur Informatik hatte. Danach arbeitete ich im Managementbereich und merkte, dass mir die Analyse und Optimierung von Prozessen sehr gefällt. Schliesslich habe ich mir das Studienangebot der UZH angeschaut und gesehen, dass bei den Berufschancen in Wirtschaftsinformatik stand: «exzellent». Ich fand das witzig, so kurz und eindeutig, verglichen mit anderen Studienrichtungen.
Damaris: Ja, die Berufschancen sind exzellent und nach einem Master verdient man schnell viel Geld. Wieso machst du da überhaupt noch einen PhD? (lacht)
Dzmitry: Das ist eine gute Frage! Meine Masterarbeit in Information Systems entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen einer Firma und der UZH. Dabei ergab sich eine Möglichkeit für eine PhD-Stelle. Eine ideale Möglichkeit also, in einem spezifischen Bereich eine Expertise zu entwickeln und doch eine Verbindung zum Markt zu haben. Hinzu kommt, dass mir der Bildungskontext gefällt: Ich mache parallel das Lehrdiplom. Deshalb war ich nicht abgeneigt, in der Akademie zu bleiben. Hast du neben dem Studium gearbeitet?
Damaris: Ja, während des Bachelorstudiums habe ich 20 Prozent in einer Bank gearbeitet. Irgendwann wollte ich aber etwas ändern, denn alle schwärmten von Start-ups und Entrepreneurship. Deshalb wechselte ich in ein kleines Unternehmen, das gefiel mir aber überhaupt nicht. Ich glaube, ich brauche eine grosse Firma mit der Möglichkeit zum Netzwerken.
Dzmitry: Wie ist denn das aktuelle Online-Studium für dich?
Damaris: Als das Ganze losging, schrieb ich an meiner Bachelorarbeit und habe nicht viel vom Online-Studium mitbekommen. Und momentan: Es ist okay. Ich freue mich aber darauf, wenn wir wieder in die Vorlesungen dürfen und mit den Dozierenden persönlich Kontakt haben.
Dzmitry: Ja absolut, ich fand am Studium besonders wertvoll, die Begeisterung der Dozierenden für das Fach mitzuerleben. Das geht live viel besser. Es hilft auch bei der Orientierung: Was macht mir Spass und welches Thema löst Emotionen in mir aus?
Damaris: Zudem fand ich toll, dass die Fakultät die Studierenden beim Wechsel zu online sehr eng miteinbezogen hat. Es war spannend, einen Einblick zu erhalten und das Gefühl zu haben, dass die Meinung der Studierenden wichtig ist.
Damaris zieht eine Frage.
Damaris: Dzmitry, wie ist es für dich als Mann, Informatik zu studieren?
Dzmitry: Das ist eine gute Frage!
Damaris: Diese Frage wird sonst immer mir gestellt. Hast du dir schon einmal Gedanken zu diesem Thema gemacht?
Dzmitry: Tatsächlich, immer wieder. In der Informatik sind wir weit davon entfernt, eine ausgeglichene Geschlechterstruktur zu haben. Das merkt man zum Beispiel bei Fächern und Modulen, wo Problemstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven kreativ betrachtet werden müssen. Dort ist man auf unterschiedliche Ansichtsweisen angewiesen. Ich finde es extrem schade, dass es weniger Frauen gibt. Auch geht die Schere vom Master- zum PhD-Studium weiter auf. Da frage ich mich: Was kann man dagegen tun und wie kann man Frauen in ihrer wissenschaftlichen Karriere fördern? Wie erlebst du das?
Damaris: Grundsätzlich studiert man als Frau nicht Informatik, sondern zum Beispiel etwas im sozialen Bereich. Es ist aber bewiesen, dass eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in Teams einen Mehrwehrt gibt und guttut. Informatik ist definitiv kein Männerberuf. Es braucht alle Geschlechter – daher: Ja bitte, liebe Frauen, studiert Informatik! Lasst euch nicht abschrecken.