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Alumnus Bruno Staffelbach hat sich 12 Jahre lang ehrenamtlich für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) engagiert. Dabei setzte er sowohl sein militärisches Know-how wie auch seine betriebswirtschaftliche Expertise ein.
Bruno war neben seiner Professur für Betriebswirtschaftslehre an der UZH als Brigadekommandant in der Schweizer Armee tätig. Da das IKRK sich um die Opfer von bewaffneten Konflikten kümmert, war in der Geschichte der Organisation in der Regel immer ein (ehemaliger) Höherer Stabsoffizier der Schweizer Armee Mitglied. Brunos Engagement beim IKRK wurde durch moralische Überlegungen motiviert, jedoch spielte auch sein fundiertes militärisches Wissen eine bedeutende Rolle. Durch seine militärische Tätigkeit waren ihm die Organisation und das Mandat des IKRK als «Regulator des humanitären Völkerrechts» bekannt. Auch konnte er in seinem Engagement auf seine Kenntnisse und Erfahrungen in Unternehmens- und Personalführung zurückgreifen. 2010 wurde er als Mitglied ins IKRK aufgenommen und 2011 in den Vorstand gewählt.
Im Nachhinein ist für ihn klar: Seine betriebswirtschaftlichen Kompetenzen waren während seines Einsatzes beim IKRK wichtiger als die militärischen. Die Organisation hat ein Jahresbudget von 2,5 Mrd. Franken und beschäftigt 20'000 Mitarbeitende. Bruno begleitete die Reorganisation der Human-Resource-Management-Funktion (HRM) in den Jahren 2011 bis 2014, wirkte u.a. bei der Entscheidungsfindung für neue Lohnsysteme und der Präzisierung der Governance mit und arbeitete in der Sicherheitskommission. Sein Engagement als Mitglied vom IKRK endete, weil eine Mitgliedschaft auf 12 Jahre beschränkt ist. Er ist dem IKRK weiterhin als Ehrenmitglied verbunden und hat vor sechs Jahren an der Universität Luzern mit der finanziellen Unterstützung einer Philanthropin und zusammen mit und für das IKRK einen «Master of Advanced Studies in Humanitarian Leadership» aufgebaut
Bruno hat für das IKRK verschiedene Einsätze und Ausbildungen auf der ganzen Welt absolviert. Die für ihn prägendsten Momente waren vor allem Gespräche, Erlebnisse und Beobachtungen von und mit Menschen, die unermessliches Leid erfahren haben. In Erinnerung geblieben sind ihm auch die organisatorischen Herausforderungen wie Treffen mit Vertretungen bewaffneter Gruppierungen, das sichtbare Ringen um Lösungen bei Konferenzen und Sitzungen, die Logistikketten sowie die Kompetenz und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IKRK. Als unabhängige, unparteiische und neutrale humanitäre Organisation spielt das IKRK eine Schlüsselrolle. Diese Grundsätze sind auch im universitären Umfeld von grosser Bedeutung, weshalb Bruno eben diese Werte ins Leitbild der Universität Luzern aufgenommen hat, wo er seit 2016 Rektor ist.
In den von ihm durchlebten Kontexten steht die humanitäre Hilfe im Zentrum, wobei der Fokus auf dem (Über-)Leben, den Rechten und der Würde von Menschen in Katastrophen, Krisen und bewaffneten Konflikten liegt. Besondere Priorität wird jenen Menschen und Gruppen eingeräumt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sind, sich aus eigener Kraft zu helfen. Schutz und Hilfe benötigen Gefangene, Verletzte und Vertriebene in aktuell mehr als 100 bewaffneten Konflikten. Das philanthropische Engagement, egal ob physisch oder finanziell, persönlich oder institutionell, sollte einerseits nachhaltig sein, damit es sich nicht aufbraucht. Andererseits gilt es darauf zu achten, dass man den Betroffenen hilft, sie aber nicht in Abhängigkeit bringt.
Schattenseiten der Philanthropie sieht Bruno in versteckten Agenden, wo andere Zwecke verfolgt werden als die deklarierten, wo eingesetzte Mittel fremden Zielen dienen oder wo Akteure eigennützige Motive verfolgen. Als Beispiele nennt er die Politisierung der humanitären Hilfe in internationalen Konflikten oder der Hang zum Paternalismus.
Warum braucht es Philanthropie? Erstens kann nicht alles, was dem eigenen Nutzen dient, auch eigennützig gewährleistet werden. Hier setzt Gemeinnützigkeit an. Und zweitens leben wir in einem privilegierten Hier und Jetzt – nicht durch unsere Leistung, sondern durch Schicksal und Glück. Verantwortung tragen alle, aber mehr, wer das grosse Los gezogen hat. Was ist die grösste Herausforderung in der Philanthropie? Die Politisierung und der Paternalismus, welche die Ziele und Mittel der Philanthropie entfremden und verfremden. Welche Leitprinzipien prägen Ihr philanthropisches Engagement? Verstehen und sich nicht vereinnahmen lassen. Abwägen und Prioritäten setzen. Es tun. |
Autorin: Graziella Bomio
Fotos: Caroline Krajcir