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Name: Brice Zanetti
Alter: 30
Abschluss: Master of Arts UZH in Wirtschaftswissenschaften (Banking and Finance); Chartered Financial Analyst, CFA Charterholder
Beruf: Co-Founder, Head Client Relations
Arbeitgeber: Everon AG
Einerseits definiere ich als Co-Founder die Prozesse, damit unsere Mitarbeitenden Probleme und Verbesserungen bei mir platzieren und sich ihren täglichen Aufgaben widmen können. Andererseits übernehme ich in der Client-Relations-Rolle die Verantwortung, dass alle Kund:innen stets betreut sind und alle Partnerschaften gepflegt und ausgebaut werden.
Meine wichtigste Aufgabe ist, dass meine Kolleg:innen im Client Relations und Business Development sich laufend austauschen und sich nicht an operativen oder technischen Problemen aufhängen. Dadurch optimieren wir stets die Prozesse, um unsere Effizienz und Skalierbarkeit auch in der Zukunft zu gewährleisten.
Die zweite elementare Aufgabe ist der sehr enge Austausch mit all unseren Partner:innen, um eine klare Roadmap für gemeinsame Verbesserungen (bspw. an den Schnittstellen) zu definieren und unser Produkt effizient und schnell weiter zu entwickeln.
Eine weitere Hauptaufgabe ist sicherlich, dass ich an der Front jederzeit offen für Feedback rund um unser Angebot, die App oder den Auftritt sein muss, damit Everon sich laufend als digitaler Vermögensverwalter weiterentwickelt, wie es sich der Markt für die nächsten Jahre als idealen Anbieter wünscht.
Kein Tag gleicht dem anderen und die spannenden, innovativen Menschen, von denen wir umgeben sind, bereichern unsere Arbeit. Die Zeit und Konkurrenz bleibt nicht stehen, daher sind wir laufend im Austausch mit Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen, um Everon auf die nächste Ebene zu heben. Das Umfeld ist so dynamisch, dass jeder Tag neue Herausforderungen mit sich bringt. Dennoch stelle ich fest, dass ich manchmal auch sehr fordernd gegenüber uns selbst bin, denn wenn wir eine positive Resonanz bei den Kund:innen erleben, dann erfreut uns das sehr und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Aus der Sicht vom Co-Founder ist es eindeutig, dass Probleme sich in einem kleinen Unternehmen nie von selbst lösen und delegieren ist oft auch keine Option. Ich habe gelernt, dass jede:r Verantwortung übernehmen kann und Aufgaben auch wirklich zu Ende bearbeitet werden müssen. Das kann auch mit einer erhöhten Arbeitsbelastung zusammenhängen, da Deadlines eingehalten werden müssen, um gegenüber Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen das versprochene Produkt zu liefern. Die Kund:innen sind immer an erster Stelle, denn liefern wir nicht, so bleibt das in Erinnerung und kann unmittelbar unserer Reputation schädigen.
Persönlich würde ich die Charaktereigenschaften am stärksten gewichten. Im Client Relations geht es mitunter sicher um Ehrlichkeit, Sympathie, Positivität und Feingefühl. Aus meiner Sicht ist eine langfristige Kundenbeziehung nur dann möglich, wenn die Bedürfnisse vom Kunden regelmässig erneut abgeholt werden und die Kommunikation ganz transparent von beiden Seiten erfolgen kann. Wenn es eine Anforderung gibt, dann vermutlich jene, dass man den Hörer gerne abnimmt und den Kontakt zu den Menschen sucht. Fachwissen und Berufserfahrung rund um Finanzen und Vermögensplanung ist sicherlich hilfreich, doch habe ich beobachtet, dass der grösste Wissensaufbau in den Kundenmeetings stattgefunden hat, wo der persönliche Austausch essenziell war.
Bei uns gehört Business Development aktuell auch zur Abteilung Client Relations. Es geht darum, täglich neue Geschäftsbeziehungen zu erschliessen. Diese können das Geschäft von der technischen Seite her weiterbringen, die Produkte erweitern wie bspw. im Bereich Private Markets und nicht zuletzt Kooperationen im Bereich Kundenbetreuung. Aktuell wird diese Aufgabe von einer Person wahrgenommen, doch sehe ich hier Potenzial für Spezialisierungen nach Projekt.
Auf der Kundenseite gibt es eine Vielzahl an Aufstiegsmöglichkeiten. Üblicherweise bemüht sich ein:e Junior-Kundenberater:in um die vielen kleineren Kund:innen, wo der Unterstützungsbedarf tendenziell auf der operativen Seite liegt. Ist die Erfahrung etwas fortgeschrittener, so kümmert sich ein:e Senior-Kundenberater:in um die vermögenden Kund:innen, wo der persönliche Austausch vermehrt stattfindet und die Komplexität einen reinen Anlagevorschlag übersteigt.
Bezüglich Weiterentwicklung gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, im Bereich Vermögensplanung ist ein CFA sicherlich hilfreich. Im Bereich Private Markets kann ein CAIA durchaus sinnvoll sein und im Bereich Vorsorge gibt es bspw. die Fachprüfung zur diplomierten Berater:in berufliche Vorsorge IAF.
Konkret hätte ich mir gewünscht, dass die UZH uns stärker auf Fintechs und Start-ups sensibilisiert. An vielen Veranstaltungen wird man als Student:in viel mit den grossen Namen aus der Finanz-, Versicherungs- oder Beratungsbranche konfrontiert. Der Karrierepfad kann ziemlich starr und langwierig sein, denn man beweist sich über Jahre hinweg innerhalb gegebener Strukturen, wo die Dynamiken teils sehr politisch geregelt sind. Natürlich hat es auch seine Vorteile als Absolvent:in in einem etablierten Unternehmen bspw. ein Career-Starter-Programm anzutreten. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir in Zürich das Glück haben, von unzähligen Start-ups und Fintechs umgeben zu sein und diese prominenter an den Unis und Hochschulen beworben werden sollten. Ein Fintech bringt soviel Innovation und Eigendynamik mit sich wie es in etablierten Unternehmen nur selten zu sehen ist. Jede:r einzelne Mitarbeiter:in kann sich selbst so stark einbringen und das Unternehmen mitgestalten, dass die monetäre Komponente etwas weniger zählt und dafür die Arbeitserfahrungen unvergleichbar werden. Auch sind die Hierarchien in Fintechs und Start-ups in der frühen Phase noch so flach, dass ein:e Absolvent:in unterschiedliche Abteilungen hautnah erleben kann und in einer kurzen Zeit herausfindet, wohin man sich schlussendlich spezialisieren will.
Allem voran solltet ihr den Mut haben, nicht sofort in die «klassische» Big-Corp-Welt einzusteigen, sondern allenfalls eine geringe Lohneinbusse in Kauf zu nehmen, um dafür eine bessere Work-Life-Balance zu haben. In einem Fintech wird viel gearbeitet, doch der Zusammenhalt zum Team bildet sich in den ersten Jahren und bleibt auch darüber hinaus. Wenn die Arbeit stimmt und das Unternehmen erfolgreich wird, kann man später sogar ein grösseres Upside realisieren, als beim klassischen Karrierepfad.
Ich wünschte mir, dass ich schon während dem Bachelorstudium eine Teilzeitstelle bei einem Start-up oder einem Finanzunternehmen gehabt hätte. Den Weg zum Fintech habe ich erst gewagt, nachdem ich 2-3 Jahre Arbeitserfahrung gesammelt hatte und erkannte, dass ich mich dort nicht selbstverwirklichen konnte. Hätte ich diese Erfahrung bereits während dem Bachelorstudium gemacht, so wäre ich vermutlich während oder nach dem Master direkt in ein kleines Unternehmen eingestiegen.
Seid wissenshungrig, mutig und lebenslustig. Ist natürlich einfacher gesagt als getan, doch gebt euch alle Chancen, die ihr könnt, indem ihr früh einen CFA oder andere Zertifikate anstrebt. Dabei hebt ihr euch nicht nur von anderen ab, sondern lernt selbständig mit einer Unmenge an Stoff umzugehen und zu fokussieren. Habt den Mut, den Weg zu gehen, den ihr wollt und nicht unbedingt jener, welcher Sicherheit oder mehr Stabilität mit sich bringt. Nicht zuletzt: habt Spass dabei und geniesst die Zeit mit den Kolleg:innen. Freundschaften können sich über die Jahre verstärken und ihr trefft euch dann auf dem einen oder anderen Weg wieder und schaut mit Freude auf die vergangene Zeit zurück.
Stand: März 2023