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Alumna Fabienne Schaub hat mehrere Ausbildungen absolviert, von Bäcker- und Malerlehre bis zum Bachelor- und Masterabschluss. Sie erklärt, warum dieser Weg für sie genau richtig war.
Nach dem Gymnasium interessierte ich mich für Lebensmitteltechnologie, ein Grundlagenstudium an der ETH war mir aber zu lang und zu theoretisch. Ein Praktikum, welches für die FH Voraussetzung wäre, war mir wiederum zu eintönig. Daher wählte ich eine verkürzte Bäcker-/Konditorlehre, durch welche ich nicht nur einen praxis bezogenen Einblick in die Lebensmittelbranche, sondern auch einen Berufsabschluss erhielt. Nach einer Weile auf dem Beruf wollte ich doch die Herausforderung eines Studiums wagen. Ich entschied mich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, um den Bäckerberuf damit verbinden zu können.
Während meiner Masterarbeit war die Nachfolgeregelung ein Thema in unserer Familie. Meine Geschwister entschieden sich gegen den Einstieg in das Familienunternehmen. So musste ich mir überlegen, ob ich in die Fussstapfen meines Vaters treten wollte. Genau wie beim Backen, kann man beim Malen das Ergebnis sehen. Damit kann ich mich identifizieren. Zudem bekam ich im eigenen Betrieb die Chance, einen Coach zu haben und in die Rolle hinein wachsen zu können. Eine solche Chance haben nicht viele.
Wenn man die Tochter des Chefs ist, macht es sich schlecht, wenn man einen Studienabschluss, aber keine Fachausbildung hat. Zudem kommt man in einem KMU ohne Fachwissen nicht sehr weit. Ich habe die Lehre bewusst im eigenen Betrieb gemacht. Ich war 27 Jahre alt und wollte die Firma kennenlernen.
Besonders die erlernten Arbeitstechniken an der Universität spielen eine entscheidende Rolle. Als Akademiker verschaffen wir uns als Erstes einen Überblick über die vorhandenen Ressourcen und setzen dann Prioritäten, machen Listen und strukturieren alles.
Grundsätzlich fühle ich mich wohl in der Branche. Die Leute sind bodenständig und direkt. Um ernst genommen und nicht nur als Akademikerin und «Tochter von» gesehen zu werden, machte ich noch das Malermeister-Diplom. Das war eigentlich nicht geplant. Den Abschluss brauche ich vor allem wegen des Titels. Ich habe einen Studienkollegen, der auch das Malergeschäft vom Vater übernommen hat. Er meinte, was wichtig ist, habe er im Studium und in der Lehre gelernt. Er hat keinen Malermeister-Abschluss gemacht. Ob er den Titel nicht braucht, weil er ein Mann ist, ist schwierig zu wissen. Jedoch habe ich schon das Gefühl, als Frau mehr leisten zu müssen, um wirklich ernst genommen zu werden.
Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema. Aktuell setzen wir eine grosse Photovoltaikanlage im Spritzwerk in Wetzikon um. Wo es technisch möglich ist, haben wir auf Wasserlack umgestellt, um auf Lösemittel zu verzichten. Ein grosses Thema ist auch die Mobilität. Bei 90 Fahrzeugen muss man sich ganz gut überlegen, auf welche Technologie man setzt.
Es ist ratsam, eine Ausbildung abzuschliessen, auch wenn man mal einen «Durchhänger» hat. Das schafft eine solide Grundlage für die Zukunft. Wenn man motiviert ist, kommt man auch auf unkonventionellem Weg zum Ziel. Es ist vermutlich nicht der Weg des geringsten Widerstandes, aber man profitiert persönlich am meisten. Und es gibt für Studierende viele Möglichkeiten, in KMUs zu arbeiten, wo man viel erreichen kann.
Autorin: Graziella Bomio
Bilder: Caroline Krajcir