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Alumnus Emilio Dal Re promovierte an der Universität Zürich, entschied sich dann aber zum Ausstieg aus der akademischen Welt. Mit seinem Start-up entwickelt er nun nachhaltige Batterien.
Im Doktorat konnte ich mir Zeit nehmen, Fehler machen und lernen, mich auf mich selbst zu verlassen. Das sind wichtige Lektionen, die ich in meinen neuen Job mitnehme, wo die Zeit begrenzt ist und ich Entscheidungen sofort treffen muss.
Mit dem FAN-Preis werden Forschungsprojekte ausgezeichnet, die eine gesellschaftliche Relevanz haben und interdisziplinäre Methoden anwenden. Man muss ausserdem in der Lage sein, sein Projekt einem fachfremden Publikum zu präsentieren. Das mache ich auch heute noch, wo ich täglich im Austausch mit Ingenieur:innen und Investor:innen bin. Wir müssen die gleiche Sprache sprechen, auch wenn wir nicht vom gleichen Fach sind.
Während der letzten Phase meines Doktorats lag der Fokus stark auf einem engen Spezialisierungsfeld. Doch wenn man aus der akademischen Welt aussteigen will, ist genau das Gegenteil gefragt. So beschloss ich, den Schwerpunkt auf Strategien zur Eindämmung des Klimawandels zu verlagern, und war offen für jede unternehmerische Gelegenheit, die sich mir bot. An einem Entrepreneurship-Kurs an der ETH lernte ich schliesslich mein jetziges Team kennen. Wir verstanden uns gut, hatten eine gemeinsame Vision und sich ergänzende Kompetenzen. So gründeten wir unser Start-up «Unbound Potential».
Keineswegs. (lacht) Für mich waren es die stressigsten drei Monate meines Lebens: Gleichzeitig ein Doktorat abzuschliessen und eine Firma zu gründen, ist verrückt. Aber wenn man bedenkt, wo wir heute stehen, war es das wert. Wir stellen eine innovative Fluss-Batterie her, die die Langzeitspeicherung erneuerbarer Energie kostengünstiger, nachhaltiger und effizienter macht. Das ist genau das fehlende Stück, das unsere Gesellschaft braucht, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen.
Als COO und CFO bin ich für die Finanzplanung und -prognose sowie das Liquiditätsmanagement zuständig. Ich fälle operative Entscheidungen, wie z. B. die Rekrutierung von Mitarbeitenden, oder lege Grundregeln für ein produktives Arbeitsumfeld fest. Manchmal verwende ich Datenanalysetools, um strategische Entscheidungen innerhalb des Unternehmens zu treffen. Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass ich von einem Tag auf den anderen gezwungen war, nicht wie ein Forscher, sondern wie ein Unternehmer zu denken: Ich musste Entscheidungen am selben Tag treffen, während in der akademischen Welt Entscheidungen Monate dauern können.
Ich möchte weiter in die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden investieren und ein konstruktives Umfeld im Unternehmen schaffen. Das erfordert jeden Tag Präsenz, Hingabe und Zeit. Es wird wahrscheinlich noch anderthalb Jahre dauern, bis wir das erste Produkt herausbringen, mit dem wir eine Lebenszyklusanalyse durchführen können, die die Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit unserer Lösung bestätigt. Ich möchte zudem einen Impact-Report erstellen, um auch für Impact Driven Investors interessant zu sein.
Überquere die Ziellinie. Das Leben wartet manchmal mit schwierigen Aufgaben auf, die einen leicht entmutigen. Aber das Kämpfen lohnt sich: Eine schwierige Aufgabe zu Ende führen, ist eine Lektion fürs Leben und wichtig für den beruflichen Erfolg. Umgebe dich zudem stets mit Menschen, die an dich glauben, denn sie können dir eines Tages neue Möglichkeiten eröffnen.
Autorin: Graziella Bomio
Bilder: Caroline Krajcir