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Alumnus Paul Kummer ist Geschäftsführer von comparis.ch. Sein Erfolgsrezept im sich schnell wandelnden Online-Geschäft: Lust an der Veränderung, eine prall gefüllte Ideen-Pipeline und der regelmässige Austausch mit den Besten der Branche. Privat ist er leidenschaftlicher Flieger und überlässt das Rasenmähen gerne seinen Schafen.
Paul Kummer weiss schon als Kind, was er werden will: Pilot. Den Flugschein macht er erfolgreich, doch seine Brille lässt die beruflichen Träume platzen. Als Plan B entscheidet sich der damals 20-jährige für ein BWL-Studium an der Uni Zürich. Nicht etwa, weil ihn das Studium so brennend interessiert, sondern weil es ihm den Weg in die Unternehmensberatung ebnet. Die Perspektive, Einblick in viele verschiedene Unternehmen zu erhalten, findet er verlockend.
Der Plan geht auf: Nach ersten praktischen Erfahrungen, die er während des Studiums halbtags bei IBM gesammelt hat, berät er bei PricewaterhouseCoopers Banken, die damals den Schritt an die neue elektronische Börse machen, und entwickelt die dafür nötige Software. Nach sechs Jahren wird er Partner. „Obwohl ich mich immer für Computer interessiert habe, war ich wohl nicht der Beste im Programmieren. Nach ein paar Jahren kamen meine Mitarbeitenden auf mich zu und sagten, sie organisieren ein Fest, weil sie jetzt endlich die letzten Codezeilen gelöscht hätten, die ich programmiert habe“, erzählt Kummer schmunzelnd.
Als das Beratergeschäft von PwC an IBM verkauft wird, folgen für den Schweizer spannende Jahre beim IT-Riesen: Zwei Jahre Saudi-Arabien, zwei Wien, danach Zürich. „Auslandserfahrung hilft, die Dinge richtig einzuordnen.“ Was der heute 51-Jährige hierzulande beispielsweise vermisst, ist der Hunger nach Erfolg und die Einsicht, dass die Schweiz auf ausländische Spezialisten angewiesen ist. „Ohne sie geht es nicht. Eine Abschottungspolitik ist eine Katastrophe für Unternehmen wie das unsere“, betont der Geschäftsführer des Online-Vergleichsdienstes. Bei Comparis arbeiten Menschen aus elf Nationen mit Spezialwissen, das man in der Schweiz teilweise noch gar nicht findet. „Und wenn die Leute dann da sind, sollte man sie auch arbeiten lassen. Das Internet hält sich nicht an die gesetzlich vorgegebenen Arbeitszeiten. Wenn am Sonntag online etwas passiert, müssen wir reagieren können.“ In seinen Augen müsste die Schweiz noch stärker darauf fokussieren, Zukunftsbranchen zu unterstützen und Unternehmen im Land zu behalten.
Die Freude an Leistung und Veränderung sind für Paul Kummer denn auch wichtiger Teil der Unternehmenskultur. „Wir suchen Leute, denen es langweilig wird, wenn sich Arbeitsschritte ständig wiederholen. Wenn zwei Monate lang immer wieder dasselbe zu tun ist, setzen wir einen Algorithmus dafür ein.“ Ebenso wichtig ist ihm, dass seine Mitarbeitenden Verantwortung übernehmen können. Als Paul Kummer die Stelle vor zwei Jahren von Gründer Richard Eisler übernahm, wurde vieles noch zentral vom Gründer geführt. Während Eisler Ende der 90er-Jahre als Pionier gezwungen war, vieles selbst zu machen, will Kummer Mitarbeitende, die mitdenken, und auch vermehrt mit externen Spezialisten arbeiten. Die Stabsübergabe verlief dank sorgfältiger Planung gut: „Wir haben uns ein halbes Jahr Zeit genommen, um die Übergabe und die Aufgabenteilung im Detail zu besprechen. Das würde ich jedem empfehlen, der in einer ähnlichen Lage ist.“
Heute prägt der rasche Wandel das Unternehmen. In zehn Jahren könnte das Geschäft von Comparis ganz anders aussehen als heute. Als Beispiel führt der CEO selbstfahrende Autos an. Wenn diese ihre Marktreife erlangen, braucht es vielleicht keine persönliche Autoversicherung mehr und ein Geschäftsbereich geht verloren. Bei Comparis wird deshalb laufend analysiert, was der Markt verlangt, was funktioniert und was nicht. Zweimal wöchentlich werden neue Features und Updates auf der Seite eingespielt. Das ist im Vergleich zu Unternehmen anderer Branchen in der Schweiz sehr viel. „Im Vergleich zu Unternehmen im Silicon Valley sind wir aber noch langsam.“ Deshalb legt Kummer Wert darauf, noch agiler zu werden und immer eine volle Ideen-Pipeline zu haben. Innovation gehört für ihn zum Business as usual.
Eine wichtige Rolle spielt in dieser Beziehung auch das Networking. In der Online-Welt kommt praktisch täglich Neues auf den Markt, weshalb der internationale Austausch mit führenden Spezialisten wichtig ist, um nichts zu verpassen. Bei der Entscheidung, was aus der Ideen-Pipeline umgesetzt wird, ist der Bauch seiner Meinung nach ein schlechter Ratgeber. Lieber schaut er die Daten an, vergibt Punkte, gewichtet. Ausgewählte, besonders vielversprechende Projekte, die einen längeren Zeitrahmen benötigen, um ihr Potenzial zu realisieren, werden zu Start-ups innerhalb des Unternehmens. Sie bekommen ein bis zwei Jahre Zeit, um die Idee in die Realität umzusetzen.
Auch privat interessiert sich Paul Kummer für alles, was mit dem Internet und der Digitalisierung zu tun hat. Seine Freizeit verbringt er aber vor allem mit seiner Familie. Und er frönt weiterhin seiner Leidenschaft, dem Fliegen: Gemeinsam mit ein paar Freunden hat er einen alten Doppeldecker. Ebenfalls etwas Zeit braucht seine kleine Schafherde. Da er in Hanglage wohnt, hat er vom Vorbesitzer seines Hauses ein gutes Dutzend Schafe übernommen, die er als Rasenmäher einsetzt. Ein Mann für pragmatische Lösungen!