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Mit Moritz Leuenberger und Christoph Blocher im Studentenrat. Von der Sozialistischen Hochschulgruppe zur FDP. Wissenschaftlerin, Lehrerin, Unternehmerin, Mutter. Regula Pfister, Verwaltungsratspräsidentin der ZFVUnternehmungen und ihre facettenreiche Laufbahn.
Regula Pfister sprudelt vor Energie. «Mein roter Faden ist der Zufall». Das Studium in Wirtschaftswissenschaften (Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre) absolvierte die Zürcherin in einer Zeit, in der Studentenpolitik zentral war. Studierende tauschten Interessen aus und diskutierten. Pfister gehörte wie auch Christoph Blocher dem grossen Studentenrat an, Moritz Leuenberger sass im Exekutivgremium Kleiner Studentenrat. Politik gehörte bereits in den jungen Jahren zum Alltag der Zürcherin.
Die Zeit neben dem Studium verbrachte sie beim Arbeiten am Institut für Schweizerisches Bankwesen, wie es damals hiess. Denn aufgewachsen in einem mittelständischen Milieu, in einer Familie ohne Akademiker, da sollte Geld verdient werden. Zuhause musste sich die junge Frau, ein Einzelkind, für ihr Studium durchsetzen: «Meine Eltern waren der Ansicht, dass wir nicht in diese Welt gehören.» Die Arbeit als Halbtagssekretärin an der Universität bereitete ihr viel Freude und brachte auch Synergien fürs Studium. Ihr Professor Ernst Kilgus förderte und forderte sie stark, indem er sie schon früh Skripte schreiben und Vorlesungsunterlagen aufbereiten liess. Nach dem Lizentiat 1972 bot er ihr die Möglichkeit, im Rahmen eines grösseren Auftrages der Schweizerischen Bankiervereinigung ihre Dissertation zu schreiben. International Erfahrungen sammeln, eine Sprache lernen oder reisen, war damals kein Thema. Pfister blieb in der Schweiz und unterrichtete nebst und nach dem Doktorieren Rechnungswesen und VWL an der damaligen Töchterhandelsschule der Stadt Zürich.
Parallel kam ein weiteres Projekt dazu. Zusammen mit Prof. Henner Kleinewefers verfasste sie das Lehrbuch «Die schweizerische Volkswirtschaft», welches in mehreren Auflagen erschien. «Volkswirtschaft faszinierte mich schon immer und weil mich grosse Zusammenhänge interessieren, mir Schreiben Freude bereitete und es in meine Lebensphase passte, nahm ich diese Chance wahr.» In dieser Zeit kam ihre erste Tochter zur Welt.
Die promovierte Ökonomin trat der FDP bei, denn der Liberalismus war ihr ein wichtiger Pfeiler. Damals wohnte sie mit ihrer Familie in Zürich-Wollishofen. Ihr Mann, NZZ Journalist, engagierte sich im Militär und war auch politisch aktiv, wollte aber, als er für den Gemeinderat angefragt wurde, nicht kandidieren. Für ihn liessen sich die parteiliche Lokalpolitik und seine journalistischen Tätigkeiten nicht vereinbaren, so empfahl er der FDP Zürich 2 seine Frau. Sie erhielt die Chance sich vorzustellen und konnte darauffolgend für die Lokalinfo Artikel verfassen. Ihre Portraits «Bei einer Tasse Kaffee mit…» über freisinnige Politiker kamen bei den Lesern an.
1978 kandidierte sie für den Gemeinderat und zusammen mit ihrem Mann organisierte sie Politarenen. «Wir bewegten etwas, wir gingen neue Wege.» Dann das Erfolgserlebnis für Pfister, sie wurde gewählt. Kurz darauf wurde Pfister, die als Ökonomin in der parteiinternen Finanzkommission sass, auch Mitglied der Rechnungsprüfungskommission. Sie packte die Chance und wurde Finanzpolitikerin. Krönung ihrer politischen Karriere war das Präsidium der Finanzkommission im Zürcher Kantonsrat.
Während ihres politischen Engagements und ihrer Funktion als Gemeinde- und Kantonsrätin war Pfister weiterhin publizistisch tätig und das ging wunderbar mit der Mutterrolle einher, denn schreiben konnte sie zuhause. Sie unterrichtete weiterhin und machte sowohl beim SV Service – dem grössten Konkurrenten des ZFV – als betriebswirtschaftliche Mitarbeiterin einen Zwischenstopp wie auch bei einer PR Agentur, die sich auf Abstimmungskampagnen spezialisiert hatte.
1990 gründete sie ihre eigene PR Agentur, stellte in kürzester Zeit mehrere Mitarbeitende ein und schloss sich mit einer Geschäftspartnerin zusammen. Zu dieser Zeit war sie bereits Verwaltungsratsmitglied des ZFV. 1994 machte der Zürcher Frauenverein 45 Millionen Umsatz und feierte das 100-Jahr-Jubiläum. Ein Jahr später stand die Genossenschaft am Scheideweg, weil die Erneuerung und Renovation des Hotels Zürichberg und des Restaurants Olivenbaum nicht die erwarteten Ergebnisse brachten.
Pfister übernahm damals die Geschäftsführung. «Es war eine turbulente Zeit. Ich musste Leute entlassen, andere gingen freiwillig und es erschienen hämische Artikel. Doch beim ZFV hatte es mir den Ärmel rein genommen.» Von 1995 bis 2012 war sie Geschäftsführerin. «Ich hatte keine Erfahrung in der Gastronomie, aber ich wusste, wir haben gute Leute, und ich glaubte an die Stärken des ZFV.» Und mit Stolz nennt sie Zahlen: In diesen siebzehn Jahren wuchs die Zahl der Mitarbeitenden von 400 auf 2‘500, der Umsatz von knapp 50 Millionen stieg auf gut 200 Millionen Franken.
Die ZFV-Unternehmungen sind auf Wachstumskurs. 2012 wurde die 200-Millionen-Umsatz-Grenze geknackt und die Genossenschaft feiert 2014 ihr 100-Jähriges an der Universität Zürich. Seit 1914 ist der ZFV Gastgeber an der UZH und verpflegt die Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden.
Mittlerweile in der Rolle als Verwaltungsratspräsidentin fühlt sich Pfister wohl. Mit den drei Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales, die seit der Gründung Teil der Geschäftsphilosophie sind, identifiziert sich Pfister. «Ökonomisch heisst, dass wir jeden Franken reinvestieren.» Mit grösster Sorgfalt wird mit den Ressourcen umgegangen, und Zutaten und Produkte kommen aus der Region. Die vegetarischen Menüs sind ebenfalls unter dem ökologischen Aspekt eingeführt worden. Sehr am Herzen liegen Pfister die Vorsorge und angemessene Löhne für die Mitarbeitenden, denn das Trinkgeld wurde bereits in der Gründungszeit des ZFV abgeschafft.
Unter dem Motto «back to the roots» avanciert der ZFV auf Erfolgskurs, dies dank engagierten Mitarbeitenden. «Jede und jeder ist brauchbar. Wenn etwas nicht stimmt, dann ist es oft, weil diese Person falsch platziert ist.» So glaubt Pfister fest daran, dass man auf die eigenen Leute zählen, junge Leute einsetzen und fördern sollte. Das Wirtschaftsstudium habe ihr viel gebracht, insbesondere die Fächer Finanz- und Rechnungswesen, sowie Volkswirtschaft. Pfister ist überzeugt, es brauche nebst dem gesunden Menschenverstand ein Zahlenverständnis.
Und was kommt als nächstes? Zeit ist vorhanden, denn für Pfister ist klar «wer keine Zeit hat, der macht was falsch». Bereits heute tüftelt sie an einem weiteren Projekt. Wie es kommt, überlässt sie dem Zufall.