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Die studierte Volkswirtschafterin Barbara Heller hatte schon verschiedenste Positionen inne – unter anderem in der Finanz- und der Pharmabranche. Auch heute noch ist sie vielseitig interessiert und engagiert, in erster Linie als Geschäftsführerin von Swipra Services.
Die berufliche Karriere der 52-jährigen Barbara Heller könnte Bücher füllen. «Als ich die Studienrichtung Volkswirtschaft wählte, wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Ich interessierte mich schon immer für Politik und Mathematik und wollte etwas studieren, was man damals nicht on the Job lernen konnte.» Mit einem MBA in Volkswirtschaft mit Schwerpunkten in Finance und empirischer Wirtschaftsforschung in der Tasche startete sie bei der Zürcher Bank Leu zuerst im Bereich der internationalen Unternehmensfinanzierung und wechselte dann in das Geschäftsfeld Kapitalmarkt und Financial Engineering. Später arbeitete sie als Direktionsmitglied bei der Bank Vontobel, als CFO und Verwaltungsrätin von Santhera Pharmaceuticals und als Verwaltungsratsmitglied der Visana-Gruppe.
Heute ist Barbara Heller hauptsächlich als Geschäftsführerin des Unternehmens Swipra Services tätig, das sie 2012 mit ihrem Geschäftspartner und Investoren gegründet hat. Die kleine Firma ist schweizweit einzigartig, da sie sich auf den Bereich der Corporate Governance für börsenkotierte Unternehmen und deren Verwaltungsräte sowie für institutionelle Investoren spezialisiert hat.
Swipra berät Unternehmen und Investoren bei ihren Stewardship-Aktivitäten und fördert den konstruktiven Dialog zwischen beiden Seiten. Als wäre ihr Alltag damit nicht schon genügend ausgefüllt, ist Barbara Heller zusätzlich bei der Bank Cler Mitglied des Verwaltungsrats und Leiterin des Prüfungsausschusses.
Vier der sieben Verwaltungsratsmitglieder bei der Bank Cler sind Frauen, und der CEO ist zum zweiten Mal in Folge eine Frau. Das ist nicht die Regel in der Finanzbranche: Barbara Heller gehört als Frau der Minderheit an. Damit hat sie aber kein Problem. «Wenn Frau will, kann sie auch», lautet ihre Devise.
Das Geheimrezept, das sie so weit gebracht hat, sind ein Mix aus Neugier, Machergeist und Resilienz (O-Ton: «Einfach machen und nicht aufgeben») sowie ihr Perfektionismus. «Ich bin ein ‹Tüpflischiisser› mit all seinen Vor- und Nachteilen», fügt sie lachend an. In gewissen Branchen möge es noch immer schwierig sein, als Frau Fuss zu fassen, wendet sie ein. «Ich hatte aber immer auch das Glück, dass mich meine Vorgesetzten unterstützt haben.»
Das Thema Gender Equality sei deshalb für sie insofern etwas überholt, da den Frauen grundsätzlich alle Möglichkeiten offenstehen, wenn sie es möchten. «Ich bin nicht für eine Quotenregelung», bilanziert Heller. Viel wichtiger sei das Thema Diversity an sich, und zwar in Bezug auf das unterschiedliche Know-how, die verschiedenen Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmale, die Menschen mitbringen. Und sie betont: «Netzwerken ist sehr wichtig.» Viele Frauen würden dies nicht gerne tun, aber es gehöre dazu. Denn: «Selbst die Digitalisierung kann das Netzwerken nicht ersetzen.»
Wer nun denkt, dass Barbara Heller ihre ganze Energie auf ihren Beruf konzentriert, täuscht sich aber. Tatsächlich tanzt sie auch privat auf so manchen Hochzeiten: «Ich lebe in der Tat für meinen Beruf – aber nicht nur. Es ist mir wichtig, verschiedene Aktivitäten und ein Privatleben zu haben, das wenig mit meinen unterschiedlichen Jobs zu tun hat.» Auf Reisen mit ihrem Partner, beim Kochen, mit ihren Rennpferden oder beim Yoga schaltet auch sie einmal von der Arbeit ab.
Autorin: Jennifer Zimmermann
Bilder: Nathan Beck