PORTRÄT Mit Drive zum Ziel 0 2 Alumna Tamara Giger war viele Jahre im Retail tätig, bevor sie sich mit ihrer Agentur für Inneneinrichtung selbständig gemacht hat. Im Porträt verrät sie, warum sie aufgehört hat, Fünf-Jahres-Pläne zu machen. Text _ Graziella Bomio Foto _ Caroline Krajcir Sie betreiben unter anderem eine Agentur für Innen- einrichtung, bei der sich gemäss Website «alles um die schönen Dinge im Leben dreht». Was sind für Sie denn «die schönen Dinge im Leben»? I� brau�e Farbe um mi�. Fast jede Wand in meiner Wohnung ist farbig. Die knalligste ist pink. Die Art, wie man wohnt und mit wel�en Dingen man si� umgibt, soll einem Geborgenheit geben und ist sehr individuell. I� persönli� kaufe etwas ein, weil i� Freude daran habe und es dann hege und pflege, um es no� meinen Tö�tern weiter vererben zu können. Au� das Thema Na�haltigkeit spielt dabei eine Rolle. Wenn i� ein na�haltiges Produkt kaufe und na� einem Jahr wieder wegwerfe, ist das ni�t na�haltig. darin wiederzuerkennen. Aber au� zu spüren, wenn es ni�t das Ri�tige ist und den Mut aufzubringen, aufzuhören. Man lernt aus Erfahrungen und aus Fehlern. Sie haben ursprünglich an der Universität Zürich Wirtschaft studiert. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt? Selbständigkeit und Dur�haltewille. Du musst es wollen und ma�en. Niemand ist da, der dir sagt, was du tun musst. Und diesen Drive brau�e i� au�, i� muss mi� tägli� selbst motivieren. Was würden Sie den aktuellen Studierenden auf den Weg geben? Auf die Su�e na� si� selbst gehen: Wer will i� sein? Was interessiert mi�? Was ist mir wi�tig? Das sind die s�wierigsten Fragen, denen man si� stellen kann. Und immer hinter fragen, au� wenn eine Professorin, ein Elternteil oder ein Vorgesetzter sagt: So ist es. Es gibt viele Mögli�keiten, viele Antworten und Lösungen. Kein Weg ist ri�tig oder fals�. Ein eigenes Unternehmen zu gründen und führen ist enorm anspruchsvoll. Wie gehen Sie mit Herausforderungen um? Eine Herausforderung ist stets als Frage zu verstehen: S�au ni�t in die Zukunft, in die Vergangenheit sowieso ni�t, sondern s�au, was heute ist. Kann i� heute etwas ändern, das Problem lösen? Wenn ni�t, dann lass es sein, morgen ist ein neuer Tag. I� habe aufgehört, Fünf- Jahres-Pläne zu ma�en. Man kann ni�t so weit planen. Und das ist gut so. Sie haben selbst den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Wann haben Sie gespürt: Das ist der richtige Weg für mich? Mitte dreissig gelangte i� an einen Punkt, an dem i� berufli� anstand. I� war damals Einkäuferin und Produkt- Designerin in einem grossen Warenhaus und arbeitete unter anderem mit Agenten zusammen, die Vertretungen von Brands aus dem Ausland ma�ten. I� wollte ein biss�en Farbe in diesen Berufszweig bringen und spürte, dass meine Kompetenz im Berei� Textilien, Retail und Betriebswirt- s�aft einen Unters�ied ma�en könnte. Mein Erfolg bestätigt heute dieses Gefühl. I� hatte au� Glü�, dass mein damaliger Partner und Vater meiner Tö�ter mi� sehr unterstützt hat – sowohl mental, aber au� im Haushalt und mit den Kindern. So habe i� die Agentur aufgebaut. Wenn Sie auf Ihre bisherigen Meilensteine zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz? I� habe zwei Mäd�en und i� will, dass sie über ihre Mutter sagen, dass sie es auf ihre Art und Weise gut gema�t hat. I� will für sie eine Inspiration sein und ihnen zeigen, dass sie alles ma�en können, was sie wollen – und dass sie immer meine Unterstützung haben. Sie sollen diesen Esprit mitnehmen. Haben Sie einen besonderen Wunsch für die Zukunft? I� hoffe, dass vor allem junge Frauen etwas wagen. I� sehe bei ihnen so viel Freude und Aufbru�stimmung. All ihnen mö�te i� mitgeben: Das Wi�tigste ist, dass ihr etwas findet, das eu� Freude bereitet. Welchen Tipp haben Sie für Jungunternehmer*innen? Meine Mutter hat mir immer gesagt: «Lerne etwas, das dir Selbständigkeit ermögli�t.» Selbständigkeit ist aber ni�t für jede*n etwas. Für mi� bedeutet es, Freude zu haben, an dem, was man tut, daran zu glauben und si� Ihre Meinung interessiert uns Wer soll hier als Nächstes stehen? Schreiben Sie uns: magazin@oec.uzh.ch Oec. Dezember 2022